Beim Abstieg vom Lagazuoi  habe ich vor sechsunddreißig  Jahren zum ersten Mal einen Mauerläufer entdeckt. Zwei, drei Sekunden lang hüpfte und flatterte er in der Wand herum. Dann flog der auch Mauerspecht genannte finkengroße Vogel um die Ecke und weg war er.
Seit einigen Jahren suche ich den Mauerläufer gezielt in Schluchten und Klammen, mit wechselndem Erfolg. Berührend ist der Gesang, ein langsam ansteigender Pfeifton. Auch wenn man das Glück hat einen Brutplatz zu entdecken, liegt der meist weit oben in unzugänglichen Höhen.  Um so größer die Überraschung letzten Sonntag, als ich am Ende einer Bergwanderung zu einem Wasserfall komme. Ein graues Vögelchen fliegt wie ein Schmetterling um die Felskanten: Ein Mauerläufer! Mit ungewohnter Hektik durchstöbert er Ritzen und Spalten im Fels. Langsam kommt er in meine Richtung. Nach zwei Minuten segelt er ins Tal hinunter. Wenig später beginnt es ausgiebig zu schneien. Hat er das gespürt? Aus der langen Serie von Aufnahmen zeige ich eine kleine Auswahl als Dokumentation von einem der schönsten Vögel Europas, wie das Fachbuch meint.